Donnerstag, 10. Mai 2007

Nichts Neues aus der Tiefgarage

(Archiv: 17. 10. 2006)

Ich habe sie tatsächlich gesehen. So richtig leibhaftig, nicht virtuell, nicht auf Bildschirmgröße reduziert. Aus ihrer virtuellen Lounge mit dem immer fragenden Blick nach oben kannte ich Lyssa ja schon, nun ist mir Katharina Borchert im wirklichen Leben gleich mehrfach begegnet. Zugegeben, es waren nur flüchtige Begegnungen und das Erkennen war ziemlich einseitig. Recht flott strebte die Westeins-Chefredakteurin einem Ziel zu, das normalsterblichen WAZlern versperrt bleibt: Die Tiefgarage unter dem Verlagshaus I (die ja bekanntlich zu Lyssas ersten Spiel-Räumen bei der WAZ zählte) enthebt einen nicht nur der lästigen und zeitaufwändigen Parkplatzsuche in der chronisch verstopften Sachsenstraße, ein Platz im tiefen Keller dokumentiert auch, dass man in der WAZ-Hierarchie eine hohe Stufe erreicht hat. Da parkt man dann Seit an Seit mit Geschäftführern (die ihre Achtzylinder mit Niere oder Stern allerdings von ihren Fahrern in die engen Lücken rangieren lassen), Chefredakteuren, Abteilungs- oder Ressortleitern. Wer mit seiner Karosse in die Katakomben einfahren darf, hat es wirklich geschafft.
Hier spielt auch, anders als in der Blogosphäre, das Automodell keine Rolle. In den WAZ-Status-Charts ist der Tiefgaragenplatz wesentlich höher angesiedelt, als Zylinderzahl, Größe oder Marke. So ist es vielleicht verständlich, dass die neue Tiefplatzhalterin sich offensichtlich bei der Wahl ihres fahrbaren Untersatzes weiblich intuitiv entscheidet und jeweils das Fahrzeug dem jeweiligen Kleidungsstil anpasst. Jedes Mal, wenn sie an mir, der ich mich bei der Suche nach einem Halbwegs legalen Stellplatz schon lange in der Umlaufbahn befand, an mir vorbeirauschte, lenkte sie ein anderes Automodell. Vom flotten Audi TT bis zum schwachbrüstigen japanischen Kleinwagen reichte die Auswahl. Was muss es bei Borcherts für einen Fuhrpark geben!
Ebenso geheimnisvoll wie die Wahl ihrer Fortbewegungsmittel ist für den schreibenden Normal-Redakteur das, was am 1. März als das neue Online-Outfit der WAZ-Gruppe auf dem Web2.O-Laufsteg präsentiert werden soll. So interessieren sich schon seit Monaten die Betriebsräte der vier Zeitungstitel für das Online-Projekt. Am 18. September trafen sich die Mitarbeiter-Vertreter in großer Runde mit Katharina Borchert und Bodo Hombach – und erfuhren nichts Neues. In einem Betriebsrats-Info heißt es dazu nur: „Starten soll das neue Portal am 1. März 2007. Noch steht aber nicht endgültig fest, in welcher Form die einzelnen Titel hier erscheinen sollen. Offen gebliebene Fragen sollen in einem weiteren Gespräch im November erörtert werden.“
Vorher soll die Westeins-Chefredakteurin am 25. Oktober bei einer Betriebsversammlung der WAZ-Redaktionen (ZVR) Rede und Antwort stehen. Ich bin mal gespannt.
Auch der Blick in andere Medien, die manchmal besser über die Vorgänge hier informiert sind, trägt nichts zum Lüften des Westeins-Geheimnisses bei. So bringt einen die Rühr-Story über „Peitschen-Borchert“ in der taz auch nur zu der Erkenntnis, dass journalistische Qualität und Sachlichkeit bei diesem Blatt nicht immer die oberste Maxime zu sein scheinen. (Als eitler Schreiber sollte ich mich eigentlich über die Story freuen, trieb sie doch kurzfristig meine Zugriffszahlen in die Höhe) Viel lieber wüsste ich natürlich, was wir von Borcherts Projekt nun tatsächlich zu erwarten haben.

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