(Archiv 14. November 2006)
Jens vom Pottblog hat gerade den zweiten Teil des Interviews mit dem ehemaligen WAZ-Chefredakteur und heutigen Onruhr-Chef Uwe Knüpfer ins Netz gestellt. Sehr lesenswert! Was mich beunruhigt ist eine Antwort zum Thema Redaktions-Gründung:
Uwe Knüpfer: "Wir entwickeln eine Art Franchise-Modell, das es einzelnen Journalisten - oder auch Teams, die sich zusammenfinden und ein Gesellschaft gründen - möglich macht, in ihrer Stadt ohne großen Kapitalaufwand aus dem Stand eine anspruchsvolle Lokalzeitung zu machen. Eigenverantwortlich, aber auf der Grundlage von OnRuhr festgelegter Grundsätze und Regeln."
Aus meinem täglichen Umfeld weiß ich, wie schwer es Freie haben, von den Früchten ihrer Arbeit zu überleben, von Leben kann nur in den seltensten Fällen die Rede sein. Wie sollen es dann freie Journalisten schaffen, Gesellschaften zu gründen und in das Knüpfersche Franchise-Modell einzusteigen. Da funktioniert meiner Meinung nach nur unter zwei Bedingungen.
Die erste Möglichkeit: Die Journalisten betreiben das als Hobby und sind nicht gezwungen von ihrer Arbeit auch leben zu müssen. Das halte ich für eher unwahrscheinlich, denn selbst Uwe Knüpfer kann sich auf die Dauer keine kreative Pause leisten, aber er hat ja, wie man hört, starke Partner im Hintergrund. (Es gibt zu denken, dass er schon im August dem RAG-Mitarbeiter-Magazin "Folio" [Seite 10] ein Interview gegeben hat.)
Damit wäre man bei der zweiten Möglichkeit. Die Franchise-Journalisten suchen sich im örtlichen Handwerk, Handel oder der Industrie starke Partner, die ihre Arbeit unterstützen und das mittelfristige Überleben der Redaktion sichern. Wie unabhängig dann die Berichterstattung ist, braucht man nicht mehr zu diskutieren. Der "Sponsor" dürfte vor kritischer Berichterstattung geschützt sein, von schleichender Werbung will ich gar nicht reden.
In diesem Zusammenhang wäre die Frage interessant gewesen, wer die Anschub-Finanzierung für Onruhr unterstützt hat.
Donnerstag, 10. Mai 2007
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