Donnerstag, 10. Mai 2007

Modell Recklinghausen

(Archiv: 14. Januar 2007)

Ab Montag (15. Januar) wird im Bereich Ostvest eine ganz andere WAZ in die neue Woche starten. Zumindest die Leser der bisher sechs Lokalteile des Gebietes werden sich an ein völlig verändertes Blatt gewöhnen müssen. Ob das nun, wie vielfach hausintern propagiert wurde, die "Lokalzeitung der Zukunft" sein soll, mögen die Leser selbst entscheiden. (Ich bin gespannt, wie zum Beispiel Jens als Ex-Olfener das Projekt beurteilt.)
Zwar geisterten in den letzten Wochen schon einige Recklinghausen-Nullnummern durch das Haus, auf meinem Schreibtisch ist leider keine gelandet. Kollegen kommentierten die Probeausgaben mit „ganz anständig“ oder „nicht schlecht gemacht“.
Die Motivation, mit einem solchen „zukunftsweisenden Experiment“ auf den Markt zu gehen, sind meiner Meinung nach ganz profaner Art: es waren rein ökonomische Gründe. Man hat im Ostvest als WAZ gegen die etablierten Heimatblätter nie wirklich einen Fuß auf den Boden bekommen.
Chefredakteur Reitz erklärte dazu vor kurzen sinngemäß, dass es ein Fehler gewesen sei, vor rund 20 Jahren dort überhaupt anzutreten. Dieser Fehler müsse jetzt korrigiert werden. Während ich persönlich diesen (wie jeden anderen) Rückzug bedauere, muss ich allerdings positiv anmerken, dass trotz der erheblichen Einsparungen (vorher rd. 60 Redakteure vor Ort, jetzt 25 Redakteure am Newsdesk in Recklinghausen) keine Planstelle gestrichen wurde und kein Kollege arbeitslos geworden ist. Deshalb blieb wohl auch der große Protest des Betriebsrates aus, als die Recklinghäuser Pläne vorgestellt wurden.
Natürlich ist es mit Belastungen verbunden, sein gewohntes redaktionelles Umfeld zu verlieren, aber der Bezug von ALG I ist doch wohl ein einschneidenderes Erlebnis. Sicher gibt es an unserem Haus immer viel zu meckern, aber wenn ich mir ansehe, was für Folgen es bei anderen Verlagen hat, wenn sie sich aus Gebieten zurückgezogen haben, da geht es uns doch Gold. Ich kann mir vorstellen, dass Kollegen den Ruhrnachrichten da andere Gefühle gegen ihren (Ex-)Verlag hegen.

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